Schanzengraben und Turm an den Eppinger Linien
Werden Sie zum Beobachter auf der Chartaque in Niefern und erleben Sie ein Stück Geschichte. Der Wachturm ist ein originalgetreuer Nachbau, der von Schülern und Vereinen durchgeführt wurde.
Historischer Turm in Niefern
Angeregt durch Oberforstrat Alfons Dürr baute Niefern-Öschelbronn in den Jahren 1987 / 88 direkt an den "Eppinger Linien" - oben an der Nieferner Waldschanze mit Blick hinüber nach Eutingen, Kieselbronn, Enzberg und Öschelbronn - einen historischen Wach- und Beobachtungsturm nach, eine sogenannte Chartaque. Dieser schöne hölzerne Aussichtsturm mit einer Höhe von 12,10 m wurde von der Bevölkerung spontan mit Begeisterung angenommen.
Leider wurde das Bauwerk durch fahrlässiges Handeln schon Mitte der 90er Jahre ein Raub der Flammen. Der Idealismus engagierter Bürger und ein hoher Geldbetrag der Sponsoren und der Gemeinde waren vernichtet.
1998 wurde die zweite Chartaque - den Wiederaufbau bezahlte zum Glück die Feuerversicherung - aufgebaut. Bleibt zu hoffen, dass die "Eppinger Linien" samt Chartaque in ihrem schönsten Niefern-Öschelbronner Teilstück noch für lange Zeit erhalten bleiben.
Hier ein Blick in die Geschichte
Eine ganz besondere Sehenswürdigkeit in Niefern-Öschelbronn sind die Teilabschnitte der Eppinger Linien. Hier erfahren Sie, was es mit diesen Eppinger Linien auf sich hat:
Die südwestdeutschen Gebiete waren gegen Ende des 17. Jahrhunderts aufgrund der Ausweitungspolitik Ludwigs XIV. des Sonnenkönigs, ständig Übergriffen französischer Truppen ausgesetzt. Namen wie Melac und de Lorge verbreiteten damals Schrecken und Entsetzen unter der Bevölkerung.
Bereits 1689 ließ Melac Pforzheim niederbrennen. Im September 1692 kam es bei Ötisheim zum "Combat de Pforzheim", bei dem Marschall de Lorge ohne großen Widerstand die Truppe von Herzog-Administrator Friedrich Karl von Württemberg in die Flucht schlug. Pforzheim, Dürrmenz-Mühlacker, Lienzingen, Ötisheim, Knittlingen und das Nahgoldtal bis Calw einschließlich des Klosters Hirsau wurden anschließend in Schutt und Asche gelegt.
1693 fielen die Franzosen erneut ein und die Bevölkerung erlitt wiederum große Verluste durch Plünderungen und Greueltaten, ganz abgesehen von den sonstigen Kriegslasten.
Eine Wende zeichnete sich erst ab, als der Kaiser in Wien Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, genannt "Türkenluis", mit dem Oberbefehl am Oberrhein betraute. Ludwig von Baden erkannte bald, das zwischen Odenwald und Schwarzwald eine "Landesdefensionslinie" erforderlich war, um das dazwischen liegende Gebiet auch gegen einen zahlenmäßig überlegenen Feind verteidigen zu können. Daraufhin wurden die Eppinger Linien in den Jahren 1695 bis 1697 zumeist in Fronarbeit gebaut.
Die auf befestigte Verteidigungslager gestützten Verschanzungslinien reichten von Neckal-Gemünd über Sinzheim, Eppingen, Sternenfels, Mühlacker bis nach Pforzheim. Soweit wie möglich wurden beim Bau natürliche Hinternisse wie der Flusslauf der Elsenz benutzt.
Weniger bedrohte Abschnitte sicherte man durch ein "Verhack", d.h., die Wälder wurden in breiten Schneisen abgeholzt und die Baumstämme übereinander geschichtet. Es erwies sich aber als notwendig, weite Abschnitte der insgesamt 86 km-langen Verteidigungslinien mit Schanzen zu versehen, denen ein Verhack vorgelagert war.
"Charaquen" (Wachtürmer) dienten der Beobachtung des Feindes und neben besonderen "Wachtfeuern" auch als Signalbedingungen. "Redouten" (Viereckschanzen) und Sternschanzen sicherten zum Beispiel im Raum Mühlacker besonders gefährdete Abschnitte. Die Verschanzungen im Bereich Pforzheim / Enzkreis haben sich bewährt. Sie sind im größeren Umfang nicht angegriffen worden.